Erzählungen aus tausend Nächten

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Erzählungen aus tausend Nächten I

Erzählungen aus tausend Nächten I
Erzählungen aus tausend Nächten INameErzählungen aus tausend Nächten I
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DescriptionEin reisender Gelehrter aus der Zeit der Katastrophe hat Regenwälder, Wüsten und Stadtstaaten durchquert und diese Geschichten entlang seines Wegs gesammelt. Es heißt, dass sie ursprünglich endlos viele Geschichten umfassten. Heute sind nur ein paar Fragmente davon erhalten geblieben.
Volk ohne Schatten

Es war einmal ein Volk ohne Schatten, das auf diesem Land lebte.
Diese Leute lebten ein einfaches Leben und wussten nichts über die Welt außerhalb ihres Habitats.
Eines Tages fand sie ein verirrter Abenteurer. Die Leute ohne Schatten waren überrascht, als sie sahen, dass der Abenteurer einen stummen und treuen Begleiter hinter sich hatte. Und so war auch der Abenteurer erstaunt, als er sah, dass auf diesem Land ein Volk lebte, das keinen Schatten unter der Sonne ließ.
„Das hätte ich mir nicht einmal in meinen kühnsten Träumen träumen lassen“, sagte der Abenteurer.
„Träume? Wir haben schon lange nicht mehr geträumt“, sagte einer der Menschen ohne Schatten, „die Älteren haben gesagt, dass alle Träume schon geträumt wurden.“
„Im Schatten verbirgt sich das Geheimnis der Seele. Du hast keinen Schatten, also hast du keinen Traum“, sagte der Abenteurer, „vielleicht hattet ihr einst Schatten, so wie ihr einst Träume hattet.“
„Wenn das so ist, wo finde ich dann das Ding, das ich verloren habe?“
„In dem dichten Wald, da gibt es viele Träume. Vielleicht haben die Traumfänger zusätzliche Träume für dich.“
Der junge Mann ohne Schatten ließ seine Heimat hinter sich und machte sich auf den langen Weg zu dem, was der Abenteurer den dichten Wald nannte. Im dichten Wald gab es Schichten von Schatten: Schatten von Wolken, Schatten von Baumkronen, sogar ein kleiner Vogel konnte einen großen Schatten auf dem weichen Boden hinterlassen.
Tag für Tag erkundete er die Schichten der Schatten. Im Schatten verbarg sich das Geheimnis der Seele, meinte er zu sich, aber unter all diesen vielen Geheimnissen war er der einzige, der kein Geheimnis hatte. Eines Tages stellte er fest, dass ihm alle Träume offen standen. Er hatte zwar keinen eigenen Traum, konnte jedoch in die Träume der anderen eintreten.
Unter den vielen Träumen, die er erlebte, war der Traum des Vogels bunt und der des Tigers duftend, aber er sah doch keinen Traumfänger und fand auch keinen sogenannten zusätzlichen Traum. Träume, Schatten und die Wesen, die hier lebten, stimmten eins zu eins aufeinander ab. Er dachte, dass der Abenteurer ihn vermutlich getäuscht hatte, es sollte weder herrenlosen Traum geben, noch herrenlosen Schatten.
Als er seine Niederlage eingestehen wollte, fand ihn ein Traumfänger. Die Begegnung fand im Traum einer Meeresschnecke statt. Damals brach er in die letzten Momente des Traums ein und versuchte, weiße Wellen und salzige Winde zu finden, aber in dem leicht melancholischen Nachklang fand er nichts.
„Du gehörst nicht in diesen Wald, genau wie diese Meeresschnecke.“
Es war eine Frau, die ihn ansprach. Er erkannte sofort, dass sie das war, was der Abenteurer Traumfänger nannte, denn ihr Schatten war wie ein mit Edelsteinen besetzter Vorhang, welcher seltsamerweise kunterbunt war.
„Ich habe nach dir gesucht“, sagte er. „Hast du vielleicht zusätzliche Träume?“
„Sie sind so vergänglich wie der Morgentau ...“ Es lag keine Traurigkeit in den Worten der Traumfängerin. „Herrlose Träume kann man nicht lange behalten. Ich habe viele Methoden ausprobiert, sie alle lösen sich irgendwann auf.“
„... Siehst du, genau wie diese Meeresschnecke ... Es ist Zeit für uns zu gehen.“ Die Traumfängerin nahm ihn bei der Hand und führte ihn weg von dem vergehenden Traum, in dem es keine weißen Wellen und salzigen Winde mehr gab.
Am rauschenden Bach erzählte ihm die Frau viele Geschichten und lehrte ihn, wie man in Träume eintritt. Danach warnte die Frau ihn immer wieder vor den Tabus der Traumfänger, wie zum Beispiel, nicht in die Träume des anderen zurückzuschauen, deren verborgene Geheimnisse wie bodenlose Brunnen seien.
„Albträume sind gerissener, als du denkst. Wenn sie herausfinden, was du getan hast, werden sie in Scharen zu dir kommen und dich in das Reich der Lichtlosigkeit zerren. Dort gibt es keine Grenzen von Schatten und du kannst nicht weglaufen. Wenn du lange genug bleibst, wirst du in der Lage sein, sinnvolle Wörter von dem Rascheln der Albträume zu unterscheiden. Das sind alte Namen, die nirgendwo mehr existieren und nur noch in verblassten Erinnerungen weiterleben. Du weißt, dass du die Namen der Toten nicht aussprechen darfst, sonst kommen sie zu dir ...“
„Ich dachte, ihr habt alle keine Schatten.“ Er war ehrlich. „Ich dachte, dass Traumfänger auch keine eigenen Träume haben und deshalb die der anderen sammeln müssen.“
Die Frau antwortete nicht, ihr kunterbunter Schatten schwankte wie ein Grashalm im Abendwind.
Aber der junge Mann war zu begierig, die Antwort zu finden, und obwohl die Traumfängerin den Schatten wohl behütetet, fand er seine Chance. Anders als bei den Träumen der Wesen des dichten Walds, deren Eingänge weit offen waren, führte nur ein steiniger Weg zum Traum der Traumfängerin.
Offenbar verbarg sie ihr Geheimnis im Traum eines anderen, dachte er, aber was soll ihr Geheimnis sein? Und wessen Traum soll das sein?
Auch der Traum der Traumfängerin schichtete sich wie der dichte Wald, er verlor bald die Orientierung, ohne zu ahnen, dass die Albträume ihn heimsuchen würde.
„Ich habe das Tabu der Traumfänger gebrochen, aber selbst wenn ich in die bodenlosen Brunnen schaue, finde ich die Antwort nicht“, dachte er, „sie sagte einmal, wenn man lange genug bliebe, könnte man Namen an ihren Klängen erkennen, und so wüsste man wenigstens, zu wem der Traum gehöre.“
So ließ er sich von den Albträumen in die Tiefe führen, wo, wie die Frau gewarnt hatte, ein Reich der Lichtlosigkeit wartete. Er lauschte auf das leiseste Geräusch, und hoffte, darin das Wort zu finden, welches für den Namen stand.
Man weiß nicht, wie viel Zeit vergangen war, als er schließlich aus den fragmentarischen Silben einen Namen zusammensetzte. Der Name schien eine besondere Anziehungskraft zu haben, die ihn dazu brachte, ihn auszusprechen.
Dann öffnete er die Augen.
„Ich habe eine merkwürdige Szene gesehen“, sagte er, „ich sah eine Frau in meinen Traum eintreten, sie stahl mir den Traum und die Geheimnisse meiner Seele, die ich nicht einmal kannte, und seither bin ich ohne Schatten. Ich habe gehört, wie sie mich so nannte, und sie sagte ...“
„Du weißt“, unterbrach ihn die Frau, „dass die Namen der Verstorbenen nicht genannt werden dürfen, sonst kommen sie zu dir ...“
Die Traumfängerin saß am rauschenden Bach, ihr kunterbunter Schatten schwankte wie ein Grashalm im Abendwind.
„Das ist nur eine Geschichte über Verstorbene. Ich habe dir viele solcher Geschichten erzählt, aber es gibt noch mehr, die noch nicht erzählt wurden.“
Und so fuhr die Traumfängerin fort, dem jungen Mann ohne Schatten ungehörte Geschichten zu erzählen ...

Erzählungen aus tausend Nächten II

Erzählungen aus tausend Nächten II
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DescriptionEin reisender Gelehrter aus der Zeit der Katastrophe hat Regenwälder, Wüsten und Stadtstaaten durchquert und diese Geschichten entlang seines Wegs gesammelt. Es heißt, dass sie ursprünglich endlos viele Geschichten umfassten. Heute sind nur ein paar Fragmente davon erhalten geblieben.
Geschichte des Dastur

Es war einmal ein junger Dastur aus dem Vahumana-Institut, er reiste allein in die Tiefe der Wüste, um Ruinen des alten Reichs zu erforschen, verirrte sich aber in einem Sandsturm. Gerade als er im Sterben lag, erschien eine junge Frau mit bernsteinfarbenen Augen vor ihm. Sie teilte den wütenden Sand mit ihrem Stab und führte ihn aus der Wüste hinaus.

Es war schon Mittag, als sie in ihrem Dorf ankamen. Sie lud ihn zu einem Mittagessen bei sich zu Hause ein und wollte ihn am Nachmittag zurück zum Karawanen-Ribat begleiten. Nachdem der Dastur jedoch gesehen hatte, wie die junge Magierin den Sand teilte und die dunklen Bestien auf dem Weg vertrieb, wollte er nur ungern gehen. Er wünschte sich, ihr Schüler zu werden und von ihr die geheime Kunst des alten Reichs zu lernen.

Die Magierin antwortete, dass sie mit ihren bernsteinfarbenen Augen alles durchschaute, was die Toten und die Lebenden gesehen hatten: Die Menschen ohne Schatten, eine Bronzeglocke, die durch die Phantasie schwingt, ein Wal, der nie das Land verlässt, eine Stadt, die nur im Mondlicht existiert, das vom silbernen Spiegel reflektiert wird, ein Gelehrter, der in der Ewigkeit gefangen ist, ein Turm, der an sieben Saiten aufgehängt ist. Sie sah, dass der Dastur ein unvergleichliches Talent besaß und eine große Zukunft vor sich hatte, und sie war bereit, ihm alles beizubringen, was sie wusste. Allerdings machte sie sich ein wenig Sorgen, dass er für den eigenen Vorteil seine Moral vergessen und es verleugnen würde, dass sie seine Meisterin war, sobald er alles gelernt hätte.

Der Dastur fiel sofort auf die Knie, küsste ihre Schuhspitze und versicherte ihr, dass er ihre Gunst nie vergessen würde: Selbst wenn er mit ihr zusammen sterben müsste, würde er sie nie verleugnen. Seine Aufrichtigkeit berührte die junge Magierin. Sie lächelte sanft, half ihm vom Boden auf, nahm ihn bei der Hand, führte ihn zur Kellertür und sagte ihm, dass sie bereit sei, ihn als Schüler zu nehmen, und dass alle Geheimnisse, die sie kenne, in der unterirdischen Büchersammlung verborgen seien.

Sie gingen die Wendeltreppen hinunter, Stock für Stock. In jedem Stock hing ein Spiegel an der Wand, der das schimmernde Licht der Fackel und sein Gesicht reflektierte. Er wusste nicht, wie lange er gelaufen war, vielleicht Stunden, vielleicht Minuten, denn die Dunkelheit trübte seine Wahrnehmung der Zeit. Am Ende der Treppen befand sich eine schmale Tür, hinter der sich ein sechseckiges Arbeitszimmer befand. Er konnte die Decke nicht sehen und hatte keine Möglichkeit, die Höhe des Raumes einzuschätzen. Er wusste nur, die Vielfalt der Bücher hier übertraf bei weitem alles, was er sich an Wissen hätte vorstellen können.

Unter der Anleitung der Magierin lernte er schnell. Nach einigen Wochen kam jedoch ein Gesandter des Tempels des Schweigens ins Dorf und teilte dem Dastur mit, dass sein Mentor an einer Krankheit gestorben sei. Da seine zuvor eingereichte Abhandlung von der Akademie genehmigt worden sei, haben die Weisen beschlossen, ihn ausnahmsweise zum Herbad zu ernennen, damit er die Aufgaben seines Mentors übernehmen und Schüler weiter ausbilden könne. Der Herbad war überglücklich, ging aber nur ungern weg. Er fragte die Magierin ganz vorsichtig, ob sie einige Bücher mitnehmen und mit ihm zusammen in die Akademie zurückkehren wolle, sodass ihn sie bei weiteren Studien unterstützen könne. Die junge Magierin antwortete, sie nehme seine Einladung an, habe jedoch eine Bitte an ihn: Sie habe eine kleine Schwester, die schon immer an der Akademie studieren wolle, aber wegen ihrer Herkunft aus der Wüste nie aufgenommen worden sei. Die Magierin hoffte, dass der Herbad ihre Schwester als Gasthörerin akzeptieren würde. Der Herbad erwiderte, dass es ein strenges Prüfungsverfahren für die Aufnahme von Schülern in die Akademie gebe, daher dürfe er keine Ausnahme für ihre Schwester machen, nicht einmal als Gasthörerin. Die Magierin sagte daraufhin nichts, sie packte einfach ihre Koffer und kehrte mit ihm nach Sumeru zurück.

Einige Jahre später verstarb der Weise des Vahumana-Instituts. Es überraschte nicht, dass der Herbad dank der wunderbaren Abhandlungen, die er mit Hilfe der Magierin verfasst hatte, zu dem neuen Weisen gewählt wurde. Die Magierin kam, um ihm zu gratulieren, und hoffte, dass er als Weiser ihre Schwester als Gasthörerin in die Akademie aufnehmen würde. Der neu ernannte Weise lehnte sie mit der Begründung ab, dass er zu so was nicht verpflichtet sei, außerdem brauche er ihre Unterstützung nicht mehr, da er keine Abhandlung mehr schreiben müsse. Er meinte zu ihr, dass sie in ihr Dorf zurückkehren und sich zur Ruhe setzen sollte. Die Magierin sagte daraufhin nichts, sie packte einfach ihre Koffer und kehrte alleine in die Wüste zurück.

Nach einigen weiteren Jahren verstarb der Große Weise und der Weise des Vahumana-Instituts wurde zum neuen Großen Weisen gewählt. Als die Magierin diese Nachricht hörte, eilte sie aus der Wüste. Sie fand den Großen Weisen, fiel auf die Knie, küsste seine Schuhspitze, erinnerte ihn an das Versprechen, das er ihr einst gegeben hatte, und bettelte ihn an, ihren Stamm, der durch den Sandsturm obdachlos geworden war, aufzunehmen und ihn im Regenwald Zuflucht suchen zu lassen. Der Große Weise war wütend und sagte, er würde sie in ein aus Bronze geschmiedetes Gefängnis werfen und sie vor Hunger und Durst sterben lassen, denn er kannte diese Scharlatanin aus der Wüste nicht einmal, welche es wagte, Unsinn zu reden und die Akademie zu erpressen. Die nicht mehr junge Magierin blickte auf, wischte sich sanft die Tränen von den Wangen und sah den Großen Weisen ein letztes Mal mit ihren trüben, bernsteinfarbenen Augen, in der Hoffnung, dass er so gnädig sein würde, sie ins Dorf zurückkehren und ihren Stamm retten zu lassen. Der Große Weise wies sie zurück und befahl den Wachen, sie zu fesseln. Die junge Magierin sagte daraufhin nichts weiteres, sondern antwortete:

„Wenn das so ist, dann geh bitte zurück in dein Dorf.“

Der Große Weise blickte überrumpelt auf und sah sich vor dem Karawanen-Ribat stehen. Es war spät in der Nacht und das entfernte Dorf war in den wogenden Sand und die Nacht gehüllt, sodass man es nicht mehr klar sehen konnte. Die junge Frau stand lächelnd vor ihm, ihre bernsteinfarbenen Augen spiegelten sein Aussehen wider: Es war der Dastur aus dem Vahumana-Institut, dessen Abhandlung noch nicht bestanden war.

„Nun ist es schon spät und du solltest zurück in die Akademie gehen. Wie es in der Geschichte heißt ...“

Erzählungen aus tausend Nächten III

Erzählungen aus tausend Nächten III
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DescriptionEin reisender Gelehrter aus der Zeit der Katastrophe hat Regenwälder, Wüsten und Stadtstaaten durchquert und diese Geschichten entlang seines Wegs gesammelt. Es heißt, dass sie ursprünglich endlos viele Geschichten umfassten. Heute sind nur ein paar Fragmente davon erhalten geblieben.
Die Geschichte über einen Prinz und ein Packtier

Vor langer, langer Zeit, als Ormos noch von den Dey, die über den Ozean reisten, regiert wurde, gab es einen tapferen Dey, der unzählige Inseln und Sphären eroberte und dadurch viele wertvolle Schätze erwarb und einer der reichsten Männer in Ormos wurde. Aber wegen der langen Jahre, die er auf den Ozeanen verbrachte, wurde der Dey erst in seinen späten Jahren mit einem einzigen Sohn gesegnet, und starb, als der Prinz noch nicht erwachsen war.
Obwohl der junge Prinz den hinterlassenen Reichtum erbte, war er nicht in der Lage, die Untergebenen seines Vaters anzuführen und hatte auch keinen angesehenen Weisen dabei, der ihm half. Er begann bald, ein Leben voller Ausschweifung zu führen. Die lebhaften Straßen in Ormos waren wie eine Bestie, die Geld verschlang. Das Erbe des Dey war innerhalb weniger Jahre verprasst, und der Prinz stand vor einem riesigen Schuldenberg. Als der Prinz zu sich kam, war sein Haus so leer, dass er keine einzige Mora finden konnte. Nachdem er sein Haus verkauft und seinen letzten Diener entlassen hatte, blieb dem Prinzen nichts anderes übrig, als sich zum Tempel der Stadt zu begeben, der des alten Gottes, der die Matrosen segnete, geweiht war. Und es war der Wohltätigkeit des Vaters des Prinzen zu verdanken, dass der Tempel so imposant aussah.
Der Prinz bat den Priester des Tempels um Hilfe: „Weiser Ältester, ich bin der Sohn des Dey, des Eroberers der sieben Meere, aber ich bin wegen meiner Verschwendungssucht in eine verzweifelte Lage geraten. Sei bitte gnädig und zeige mir einen klaren Weg, damit ich meine Schulden bezahle und mein Haus erlöse. Ich schwöre, mich zu bessern und ein anständiger Mann zu werden.“
„Junger Prinz“, sagte der Priester, „die Schicksale der Sterblichen wurden zwar vor langer Zeit von den Göttern geschrieben, lassen sich aber auch von ihnen selbst bestimmen. Da du dir jetzt geschworen hast, dich zu bessern, solltest du von nun an fleißig arbeiten, und wie kannst du noch an Schleichwege denken?“
Der Prinz sagte verärgert: „Mein Vater hat viel für diesen Tempel gespendet, wenn ich es ernst meine, gehört die Hälfte dieser goldenen Statuen und auch die Hälfte eurer Ausgaben mir! Ich bin doch gekommen, um diese Schulden einzutreiben!“
„Arroganter Prinz, wie kannst du mit den Göttern verhandeln?“, seufzte der Priester, „aber um deines Vaters willen, wenn du mir versprichst, dich zu benehmen und dein Geschäft gut zu führen, werde ich dir den Weg zeigen, wie du wieder reich wirst.“
Der Prinz schwor der Statue einen Eid und der Priester wies ihm den Weg zum Markt im Außenhafen. Als der Prinz auf dem Markt ankam, traf er auf eine Frau, die wie eine Edelfrau gekleidet war und ein dünnes Packtier bewachte.
Der Prinz trat vor und fragte: „Verehrte Dame, wie kann ich dir helfen?“
„Du kommst gerade rechtzeitig“, antwortete die Frau, „ich muss dringend ans Meer fahren und habe niemanden, der sich um das Tier kümmert. Wenn du mir dabei helfen kannst, würde ich dir zehn Millionen Mora zahlen, sobald ich in drei Monaten aus Übersee zurückkehre.“
Der Prinz war sehr erfreut, als er dies hörte.
„Aber“, fuhr die Frau fort, „du darfst weder dieses Tier satt füttern noch mit ihm sprechen, sonst wirst du alles verlieren, samt was du jetzt hast.“
„Was habe ich zu verlieren?“, dachte der Prinz. Er willigte alles ein und so gab ihm die Frau das Tier. Drei Monate vergingen schnell. Der Prinz tat, was die Frau ihm sagte. Er fütterte das Tier nie satt und sprach kein einziges Wort mit ihm, bis zur letzten Nacht.
An diesem Abend dachte der Prinz am Lagerfeuer an sein zukünftiges Leben. Aus einer Laune heraus sagte er zu dem Tier: „Packtier, Packtier, dir verdanke ich, dass ich wieder reich werden kann. Wenn du irgendwelche Wünsche hast, werde ich sie sicherlich erfüllen.“
Bei diesen Worten weinte doch das Packtier: „Verehrter Prinz, ich wünsche mir nichts anderes als eine volle Mahlzeit am letzten Tag.“
Der Prinz war schockiert, als er das Tier sprechen hörte. Von Neugier getrieben, vergaß er den Rat der Frau schnell und wandte sich um, um Wasser und Gras aus dem Gehege zu holen.
„Mein sanftmütiger Prinz“, sagte das satte Packtier nun langsam, „ich war einst ein König, der dem Himmel diente und über viele Reiche im Sandmeer herrschte, aber ich wurde von dieser bösen Hexe betrogen und in diese Gestalt gezwungen. Wenn du mir so gnädig bist und mich ins Sandmeer entlässt, schwöre ich beim König der glühenden Sonne, dass ich dir unermessliche Reichtümer gewähren werde, weit mehr als das, was diese Hexe geben kann.“
Der Prinz war nicht völlig überzeugt von dem, was das Packtier gesagt hatte. Er beschloss, es vorerst zu verstecken und verbarg sich in einer Ecke, um auf die Rückkehr der Frau zu warten.
Am nächsten Tag kehrte die Frau wie geplant zum Markt zurück, aber sie fand weder den Prinzen noch das Packtier.
„Treuloser Bettler!“, fluchte die Frau. „Wenn ich dich erwische, werde ich dich in die kleinste magische Flasche sperren, damit du dort bis in alle Ewigkeit leiden musst!“
Als der Prinz sie so sah, glaubte er endlich den Worten des Packtiers. Nachdem sie gegangen war, machte er sich bereit, das arme Tier freizulassen. Als es gehen wollte, sagte es zu ihm: „O barmherziger Prinz, mögen alle Wüstengötter dich beschützen. Ich werde mein Versprechen halten und dir unendliche Reichtümer und Glück schenken. Ich bitte nur darum, dass du nicht fragst, woher sie kommen, sonst verlierst du alles, was du hast und haben wirst.“
Den Anweisungen des Packtiers folgend, gelangte der Prinz an einen geheimen Ort am Rande der Wüste und fand dort einen hohen und prächtigen Palast vor, dessen Wände mit Gold und Edelsteinen verziert waren und dessen Eingangstür aus reinstem Gold bestand. Am Eingang stand ein stattlicher Diener mit vielen schönen Frauen, um ihn zu begrüßen.
Von da an kehrte der Prinz zu seinem Leben voller Ausschweifung und Lust zurück. Jeden Tag brachte ihm der Diener unzähliges Gold, Silber, Köstlichkeiten und Wein zu seinem Vergnügen, auch die Musiker und Tänzerinnen wechselten von Tag zu Tag. Und so ging es drei Jahre lang.
Irgendwann wird selbst das angenehmste Vergnügen langweilig. Eines Tages wachte der Prinz nach mehreren Tagen der Betrunkenheit auf und dachte plötzlich: „Ich bin meines Lebens müde und brauche neue Aufregung. Gerade weil ich damals den Rat der Hexe nicht befolgte, habe ich das jetzige wunderbare Leben bekommen. Jenes Packtier, das sich König nennt, muss etwas vor mir verborgen haben, denn er fürchtet, dass ich sein Geheimnis entdecke. Wenn ich die Quelle dieses unendlichen Reichtums finde, würde ich sicherlich mehr Freude haben.“
Daraufhin rief der Prinz seinen treuen Diener zu sich und fragte: „Mein treuer Diener, kannst du mir sagen, wo das Gold und Silber, Köstlichkeiten und Wein sowie Musiker und Tänzerinnen, die du mir jeden Tag bringst, herkommen?“
„Natürlich, mein Herr“, antwortete der Diener. „Ich reise täglich zwischen der Wüste und dem Palast hin und her. Alles, was du täglich benutzt, stammt aus dem Sandmeer. Die schönen Tänzerinnen sind eigentlich schwankende Sandaale, das schillernde Gold der endlose Wüstensand. Alle Köstlichkeiten sind von mir gemacht.“
„Und ich, dein treuer Diener“, der Diener hielt inne, „ich bin nur ein demütiger Skarabäus.“
Kaum waren die Worte gesprochen, zerfiel der hohe und prächtige Palast. Im Nu fand sich der Prinz auf einer niedrigen Sanddüne sitzend, umgeben von nichts als Würmern und Insekten.
Es dauerte lange, bis der Prinz wieder zu sich kam. Er war erschrocken und ängstlich, konnte nicht anders, als traurig und bedauernd zu sein. Es war nicht leicht, das Verlorene wiederzugewinnen, und der Prinz wurde schließlich zu einem Wanderer, der nie wieder Freude empfinden konnte. Wann immer er danach jemanden traf, der ihm zuhören wollte, erzählte er ihm eine solche Geschichte ...

Erzählungen aus tausend Nächten IV

Erzählungen aus tausend Nächten IV
Erzählungen aus tausend Nächten IVNameErzählungen aus tausend Nächten IV
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DescriptionEin reisender Gelehrter aus der Zeit der Katastrophe hat Regenwälder, Wüsten und Stadtstaaten durchquert und diese Geschichten entlang seines Wegs gesammelt. Es heißt, dass sie ursprünglich endlos viele Geschichten umfassten. Heute sind nur ein paar Fragmente davon erhalten geblieben.
Die Geschichte eines Gelehrten

Es war einmal ein Gelehrter, der alle Eigenschaften eines stolzen Literaten aufwies, obwohl er in der Tat nicht zu den Herausragendsten seinesgleichen gehörte.
Denn Wissen ist wie Obst und es lässt mit der Zeit sehr schnell an Frische nach. Wenn man es nicht rechtzeitig zu sich nimmt, bevor es seine Säfte verliert, schmeckt der Rest nach süßer Fäulnis.
„Zeit, mein Feind“, dachte der Gelehrte, „du bist wirklich das, was ich am meisten hasse – noch mehr als meine Kollegen.“
Leider lassen sich angeborene Eigenschaften wie Faulheit und Unbeherrschtheit nicht so einfach loswerden. Immer wieder verging die Zeit von Winter zu Sommer und brachte seinen „gehassten Kollegen“ das Lob der Zeitgenossen, hinterließ ihm aber nur nutzlose Spuren der vergeblichen Jahre.
Vielleicht war es ein Trick des Schicksals. Aber der Protagonist dieser Geschichte bekam zufällig eine Chance, seinen Wunsch zu erfüllen.
„Die Zeit scheint gerecht zu sein, doch sie ist es nicht. Ich bin nicht so geistreich wie die anderen und es liegt nicht an mangelndem Talent, sondern an der ungewöhnlichen Strenge, die die Zeit mir gegenüber zeigte ...“ So dachte der mittlerweile nicht mehr junge Gelehrte. „Jetzt, da meine Chance gekommen ist, muss ich sie gut nutzen.“
Daher sprach er vor dem verletzten Dschinn einen solchen Wunsch aus: „Bitte gib mir gerechte Zeit ... damit ich bessere Abhandlungen schreiben kann.“
Der Dschinn verstand schnell, was er meinte, und sagte: „Alles hat seinen Preis.“
„Nun, ich habe offensichtlich einen Teil davon bezahlt“, sagte er mit einem Achselzucken, „Ich habe meine Jugend mit sinnlosen Beschäftigungen verschwendet. Jetzt will ich dem sogenannten Glück nicht mehr hinterherlaufen. Ich hoffe nur, ein atemberaubendes Werk hinterlassen zu können, mit dem mein Name von Generation zu Generation weitergegeben wird. Ich hoffe, dieses Werk ist nicht mit Tinte geschrieben, die eines Tages verblasst, sondern in Stein gemeißelt. Damit werden meine Spuren auch nach tausend Jahren noch in dieser Welt bleiben ... So kann ich meine Gerechtigkeit zurückgewinnen und ich werde über die Zeit triumphieren.“
„Wenn du das willst“, antwortete der Dschinn unverbindlich und erfüllte dennoch den Wunsch des Gelehrten.
Wenn man aber im Nachhinein darüber genauer nachdenkt, ist es fraglich, ob das wirklich ein Dschinn oder ein verkleideter Dämon war. Abgesehen davon stellte der Gelehrte, dessen Wunsch erfüllt wurde, überrascht fest, dass alles um ihn herum im Vergleich zu seinem Verstand viel langsamer wurde.
„Gut, gut, nun hab ich hellen Verstand.“ Am Anfang war der Gelehrte sehr zufrieden. Denn jetzt hatte er genug Zeit zum Nachdenken. Die Zeit, in der ein Sandkorn im Zeitmesser zu Boden fiel, reichte nicht aus, um mit der linken Hand seine Stirn zu berühren, aber sein Geist konnte in dieser Zeit vom Wald in die Wüste, von der weiten Ebene in den Schnee fliegen. Er hasste es, dass nicht alle Seiten eines Buches flachgelegt werden konnten, sondern Seite für Seite umgeblättert werden mussten. Aber selbst wenn die Seiten flach vor ihm liegen könnten, würden sich seine Augäpfel nicht schnell genug bewegen. In dem Moment, in dem seine Augen bei einem Wort stehen blieben, hatte er bereits alle Wörter, die mit diesem Wort in Verbindung stehen, in seinem Kopf.
„Ich denke zu viel und schreibe zu wenig“, bemerkte der Gelehrte, „ich muss die logisch strengsten Argumente in den elegantesten Worten schreiben.“ Doch als er das erste Wort schrieb, waren seine Gedanken bereits zum Schluss des Aufsatzes gesprungen. Infolgedessen musste er den Text immer wieder in seinem Kopf wiederholen. Und dieser Aufsatz wurde immer raffinierter, während er ihn schweigend diktierte. Allerdings blieb ihm alles nur im Kopf, schließlich konnte seine rechte Hand in der Zeit nicht einmal sieben Wörter fertig schreiben.
Infolgedessen kam dieses großartige Werk, das darauf ausgelegt war, die besten rhetorischen und logisch kohärenten Argumente zu besitzen, in fragmentierter Form heraus. Jeder Absatz war in Fetzen gerissen, als hätte jemand jede Seite abgerissen und willkürlich wieder zusammengesetzt. Die verbundenen Wörter fühlten sich an, wie zufällig herausgegriffene Fragmente aus dem vollständigen Text. Niemand konnte die Verbindung zwischen ihnen wirklich erfassen.
In einer sternlosen Nacht versuchte er sein Bestes, als hätte er eine hundertjährige Expedition hinter sich, und schließlich verließ er das Arbeitszimmer und kam in den Hof im ersten Stock.
„Vielleicht ist das Sprechen direkter als das Schreiben“, dachte er und hielt immer noch nach einem Funken Hoffnung Ausschau. Aber offenbar waren seine Stimmorgane nicht in der Lage, rechtzeitig auf seine Gedanken zu reagieren. Seine Silben waren zusammenhanglos und abgehackt, als hätten sich seine Gedanken geändert, während die Worte gesprochen wurden. Und alles, was er von sich gab, war nur Gemurmel und Wimmern.
„Oh, armer alter Kerl! Er scheint im Delirium zu sein!“ Dies sagten die gut gekleideten jungen Leute, die ihn mitleidig anblickten. „Aber wenigstens hat er noch den Mond.“
Nachdem sie das gesprochen hatten, gingen sie und ließen den Gelehrten allein im Hof im Mondlicht zurück. Eingesperrt im Gefängnis namens „Körper“ begann der alte Mann, sich an die Geschichten zu erinnern, die er einst gelesen hatte ...

Erzählungen aus tausend Nächten V

Erzählungen aus tausend Nächten V
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DescriptionEin reisender Gelehrter aus der Zeit der Katastrophe hat Regenwälder, Wüsten und Stadtstaaten durchquert und diese Geschichten entlang seines Wegs gesammelt. Es heißt, dass sie ursprünglich endlos viele Geschichten umfassten. Heute sind nur ein paar Fragmente davon erhalten geblieben.
Die Geschichte vom Spiegel, dem Palast und der Träumerin

Nacht für Nacht träumte sie immer wieder von diesem fernen Palast. Endlose Ecken, Arkaden und Korridore bildeten seine komplizierte Struktur, wobei an jeder Ecke ein goldgerahmter silberner Spiegel hing. Es wurde gesagt, dass der König zweihundert Jahre – will man dem damaligen Kalendersystem folgen, müssen weitere sechs Jahre hinzugerechnet werden – damit verbrachte, diesen Palast zu entwerfen. Wenn man auf dem Thron saß und in jeden Spiegel schaute, konnte er entlang den exquisit geplanten, gewundenen Lichtpfaden jeden Winkel des Landes erblicken. Aber als sie im Traum in die Spiegel an den Enden der Korridore blickte, sah sie lediglich ihre vage Gestalt. Im Spiegel war eine prächtig gekleidete junge Frau mit Maske, die den luxuriös verzierten Korridor entlangging. Das goldene, flammenähnliche Sonnenlicht verwischte ihre Gestalt. Sie wusste, was ihr Zweck war, auch wenn es seltsam schien. Sie wollte den König treffen und ihm etwas sagen. Denn ihr war es klar, getrieben von dem Willen, dem sie nicht widerstehen konnte, musste sie diese Worte sagen. Doch jedes Mal, wenn sie aufwachte, hinterließ sie diese Worte irgendwo in den verzerrten Spiegellichtern und konnte sich nicht mehr daran erinnern.
Jahr für Jahr fand sie in ihren Träumen weder den Weg zum Thron, noch traf sie den König persönlich. Das junge Mädchen, das sich einst in den Spiegellichtern verlief, wurde nun eine berühmte Magierin. Doch zwischen flüchtigen Träumen und sinnlosen Wachmomenten übernahm der skurrile Gedanke ihre Seele. Eines Tages fand diese Magierin endlich Hinweise, wie sie in das entfernte Reich gelangen konnte. Daher gab sie alles auf der irdischen Welt auf und machte sich allein auf den Weg. Im gesprenkelten Mondlicht schritt sie durch die dunklen Täler und im dunkelsten Wald fand sie schließlich das Reich in ihrem Traum. Aber die Städte wurden vor Hunderten von Jahren durch einen schrecklichen Brand zerstört und das einst blühende Reich existierte nicht mehr. So wie es im Gedicht beschrieben wird:

Die Morgenbrise ist von der Vergangenheit vergessen,
Gesang und Farbe sind aus dem Blickfeld verschwunden.
Nur der Schimmer auf den hohen Türmen flackert,
erhellt die trostlose, blasse Nacht.

Sie betrat den verfallenen Palast und ging durch seine Ruinen. Die Spiegel und die vergoldeten Rahmen waren längst kaputt und hinterließen nur zerbrochene Splitter, die jeweils einen Strahl eisigen Mondlichts reflektierten. Der Palast war nicht so bizarr wie in ihren Träumen. Es waren nur ein paar Ecken und ein paar Korridore. Ohne große Bemühungen fand sie den Weg zum Thronsaal. Es war eine runde Halle mit Hunderten von Spiegeln, die an den Steinwänden hingen. Auch diese waren, so wie die Spiegel in Korridoren, größtenteils ruiniert. Unbewusst ging die Magierin zu dem lange verlassenen Thron, setzte sich und richtete ihre Augen auf einen unversehrt gebliebenen Spiegel.
Im Spiegel sah sie wieder diese prächtig gekleidete junge Frau mit Maske, die den luxuriös verzierten Korridor entlangging. Hinter ihr reflektierten die Spiegel, die unversehrt und vollständig waren, tausend Spiegelungen ihrer Gestalt.
Sie erschrak und hob abrupt den Kopf. Die maskierte junge Frau stand direkt vor ihr und starrte sie stumm an, mit unvorstellbarem Schmerz in den Augen. Gerade als die Magierin etwas sagen wollte, zog die junge Frau einen Dolch und stach ihr ins Herz. An der Spitze der Klinge blühten lautlos leuchtend rote Rosen. Um sie herum brachen Flammen aus und verschlangen erneut die Halle, die Hunderte von Jahren zuvor durch Feuer zerstört worden war.
Verwirrt, überrascht und erleichtert lächelte sie. Die Frau nahm dann ihre Maske ab und enthüllte das Gesicht der Magierin selbst. Ihre trockenen Lippen zitterten leicht.
Diesmal hörte die Magierin endlich die Worte, die Jahrzehnte und Jahrhunderte lang in diesem verträumten Labyrinth aus düsterem Zwielicht verloren gegangen waren. Dies ist eine Geschichte, die sie sich selbst erzählt hat, eine Geschichte, die sich in Tausenden von Silbersplittern widerspiegelt und für ewig widerhallen wird ...

Erzählungen aus tausend Nächten VI

Erzählungen aus tausend Nächten VI
Erzählungen aus tausend Nächten VINameErzählungen aus tausend Nächten VI
Type (Ingame)Auftragsobjekt
FamilyBook, Erzählungen aus tausend Nächten
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DescriptionEin reisender Gelehrter aus der Zeit der Katastrophe hat Regenwälder, Wüsten und Stadtstaaten durchquert und diese Geschichten entlang seines Wegs gesammelt. Es heißt, dass sie ursprünglich endlos viele Geschichten umfassten. Heute sind nur ein paar Fragmente davon erhalten geblieben.
Die Geschichte vom Vogelfänger

Dies ist eine Geschichte über einen alten Vogelfänger.
Im nördlichen Teil des Reiches gibt es einen dichten Wald, der von einer Gruppe besonderer Vögel mit schillernden Federfarben bewohnt wird, die die menschliche Sprache imitieren können. Im Morgengrauen versammeln sie sich auf den Baumwipfeln, fliegen manchmal wie Wolken zwischen den Bäumen, manchmal singen sie laut und fröhlich. In dem dichten Wald gibt es einen alten und gebrechlichen Mann in zerlumpter Kleidung, der wie ein Wilder aussieht und Tag für Tag versucht, solche Vögel zu fangen.
Wie ein hoch aufragender Baum, der auch einst zarte und junge Knospen hatte, war auch der alte Mann einst ein hübscher Junge. Er wuchs in einem Dorf in der Nähe des Waldes auf. Agil und freundlich gewann er die Herzen vieler. Jedes Mädchen im Dorf verehrte ihn, aber sein Herz schlug nur für seine Liebe, eine junge Priesterin. Sie diente im Wald und besaß die Zuneigung des Waldes. Mit der magischen Kraft aus dem Wald faszinierte sie ihn immer wieder.
Der Junge dachte oft, er würde alles aufgeben, solange er bis zu seinem Tod mit der jungen Priesterin zusammen sein könnte.
Aber die gute Zeit währte nicht lange. Ein langwieriger Krieg brach aus und alle jungen Männer wurden in die Armee eingezogen, einschließlich dieses Jungen. Bevor er zum Schlachtfeld aufbrach, sah er zum ersten Mal seine Geliebte weinen. Tränen rollten über ihre Wangen wie Tau auf grünen Blättern und fielen ihm ins Herz. Doch er kannte damals den wahren Grund für die Traurigkeit des Mädchens nicht und dachte, dass ihre Tränen wegen der bevorstehenden Trennung vergossen wurden. Daher gab er hastig seine Versprechen über ihre Zukunft ab, um die Trauer des Mädchens zu lindern.
Mit Traurigkeit im Gesicht gab das Mädchen keine Antwort auf seine schönen Versprechungen. Nach einem kurzen Schweigen sagte sie, sie würde sprechende Vögel schicken, um ihm ihre Sehnsucht aus der Ferne zu überbringen. Ihre Worte klangen ein wenig seltsam, dachte der Junge, aber vielleicht wollte sie eine andere Art von Magie anwenden, um sein Herz nicht zu verlieren.
Der Junge nickte.
Am nächsten Tag brach der junge Mann zum Schlachtfeld auf. Er dachte, er könnte bald zurückkommen, doch der Krieg zog sich ewig hin. Der Krieg endete erst, als sein Kinn Stoppeln bekam, seine Augen vom Kampf geschärft und seine Hände verschorft waren.
Sein einziger Trost in diesem brutalen Krieg waren die sprechenden Vögel aus seiner Heimat. Als hätte Gott sie geführt, konnten sie in stillen Nächten immer zu ihm fliegen und ihm die Worte des Mädchens bringen, über ihre bittersüße Sehnsucht an ihn, über die Veränderungen im Dorf oder ein paar kurze Verse, die sie ihm geschrieben hatte.
Die andauernde Trennung schmälerte seine Liebe zu ihr nicht. Im Gegenteil wurde seine Liebe zu ihr immer tiefer wie ein Ozean.
Als der Krieg endlich zu Ende war, eilte er nach Hause, um seine Geliebte zu heiraten. Ihm wurde jedoch mitgeteilt, dass das Mädchen kurz nach seiner Abreise in einer kalten Nacht an einer plötzlichen Krankheit gestorben war.
Der junge Mann weigerte sich, es anzunehmen, weil ihn gerade am Tag zuvor ein sprechender Vogel mit den Versen des Mädchens besuchen gekommen war.
Er brach in das geschlossene Zimmer des Mädchens ein. In diesem Moment wurden unzählige sprechende Vögel, die durch geheime Magie in Schlaf versetzt wurden und darauf warteten, aus ihrem Schlummer aufzuwachen, durch das Sonnenlicht geweckt, das plötzlich von draußen hereinströmte. Im nächsten Moment flogen sie aus der Tür, die er öffnete, an seinem Körper vorbei, an seinen Ohren vorbei, wie fließende Wolken, in den dichten Wald, wo sie hingehörten. Am Ende stand nur noch ein leeres Zimmer vor ihm, ohne seine Geliebte.
Endlich verstand er, warum das Mädchen in jener Nacht so traurig war und diese seltsamen Worte sagte.
Erst jetzt verstand er, dass die sprechenden Vögel, die durch sein unüberlegtes Türöffnen geweckt wurden, von dem Mädchen für ihn vorbereitet worden waren. Damit er ihre Sehnsucht und ihre Liebe zu ihm für den Rest seines Lebens spüren konnte, hatte sie vor ihrem Tod so viele Worte vorbereitet, unerträglich viele.
Vögel leben viel länger, als Menschen denken. Von diesem Tag an begann der junge Mann, die sprechenden Vögel im Wald zu jagen. Tag und Nacht eilte er durch den dichten Wald und suchte nach diesen Vögeln, um die Fragmente der Seele des Mädchens zu sammeln und für seine Sünde zu büßen, die Liebe seiner Geliebten versehentlich im Wald verstreut zu haben. Allmählich wurde er ein Mann mittleren Alters und dann ein alter Mann. Auch wenn er kaum noch etwas Neues von sprechenden Vögeln hörte, auch wenn es immer weniger sprechende Vögel gab, die sich an ihre Worte erinnern konnten, gab er nicht auf und jagte diese Vögel weiter durch den dichten Wald, in der Hoffnung, ein einziges Wort von ihr zu hören. Von Besessenheit gefesselt wollte der nicht mehr junge Vogelfänger den Wald nie verlassen.
Er war gut darin, Fallen zu stellen, um diese Vögel zu fangen. Er sperrte sie ein, spielte mit ihnen, fütterte sie mit den frischsten Körnern und dem reinsten Wasser. Dann sagte er zu ihnen: „Erzählt mir, sprechende Vögel, von meiner Geliebten, die die Zuneigung des Waldes besitzt. Erzählt mir, wie sie euch trainiert hat und was sie euch gelehrt hat.“
Nachdem die sprechenden Vögel satt gefüttert waren, erzählten sie manchmal eine Geschichte wie diese ...

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